Schon ein kurzer Moment der Unaufmerksamkeit hinter dem Steuer oder eine unerwartete Geschwindigkeitsänderung können gravierende Folgen haben. Bei einem heftigen Aufprall bleibt es oft nicht nur bei einem Sachschaden: Durch die wirkenden Kräfte auf Kopf und HWS (Halswirbelsäule) ist ein Schleudertrauma eine häufige Unfallfolge, die zu einem Anspruch auf Schmerzensgeld führen kann.
Dieser Beitrag zeigt Ihnen in kompakter Form, wann und in welcher Höhe Sie bei einem Schleudertrauma Schmerzensgeld als immateriellen Schadensersatz beanspruchen können.
Durch die rechtliche Komplexität von Schmerzensgeld bei einem Schleudertrauma ist es ratsam, einen Anwalt einzuschalten. Für dessen Kosten hat die Versicherung des Unfallgegners ebenso aufzukommen wie für die Gutachterkosten im Rahmen der anstehenden Schadensregulierung. Dieser Ratgeber zeigt Ihnen, was am folgenden Sprichwort dran ist:
„Wenn es hinten knallt, gibt es vorne Geld“ (Sprichwort unter Anwälten)
Übersicht der Inhalte:
Unter einem Schleudertrauma versteht man eine Stauchung/Überstreckung, Verrenkung oder Weichteilverletzung der Halswirkbelsäule, die typischerweise Folge eines Auffahrunfalls ist. Ursächlich ist der teils heftige Bewegungsimpuls für den Kopf mit Schleuderbewegung. Die große Energieübertragung auf den Nacken kann zur Überdehnung von Bandschreiben und Bändern sowie bis zur Bewusstlosigkeit führen.
Ebenfalls geläufig sind die Bezeichnungen Beschleunigungstrauma, HWS-Syndrom oder der medizinische Fachbegriff Distorsion. Abgesehen von unfallbedingten Schmerzen, Nackenschmerzen, Bewegungseinschränkungen, einer Verstauchung/Verrenkung können auch Taubheitsgefühle, Lähmungserscheinungen oder ein Dauerschaden mit dieser Diagnose einhergehen. Bei Frakturen im Bereich der Halswirbelsäule (HWS) besteht die Gefahr einer Querschnittslähmung. Folgeschäden sind in aller Regel nur bei besonderer Schwere zu erwarten.
Das hängt vom Schweregrad des Schleudertraumas ab, für das 5 verschiedene Stufen vorgesehen sind. Bei leichten Einschränkungen und einer 7 bis 14 tägigen Krankschreibung ist mit bis zu 500 Euro Schmerzensgeld zu rechnen. Die Schmerzensgeldtabelle im unteren Bereich dieses Artikels zeigt Ihnen weitere Summen.
Gemäß § 195 des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) verjähren Ansprüche auf Schmerzensgeld regelmäßig nach 3 Jahren. Nach einem unverschuldeten Unfall sollten Opfer Ansprüche aber sofort durchsetzen und zeitnah einen Arzt aufsuchen. Alles andere schadet der Plausibilität und Beweiskraft. Sie verhindern so auch gesundheitliche Folgeschäden nach einem Autounfall. Verletzungen im Bereich der Halswirbelsäule mit starken Schmerzen sind ernst zu nehmen, um bleibende Bewegungseinschränkungen zu verhindern.
Grundsätzlich ist eine Prüffrist von 4 bis 8 Wochen als normal in der Schadensabwicklung anzusehen. Je nach Komplexität kann es im Einzelfall aber länger dauern. Versicherungen dürfen die Schadensregulierung bei klarer Beweislage nicht absichtlich verzögern. Dadurch könnten sich die Schmerzensgeldansprüche erhöhen.
Falls Sie einen Arzt nach einem Unfall aufsuchen und dieser ein Schleudertrauma attestiert, stehen die Chancen auf Schmerzensgeld gut. Mit der Dauer der Krankschreibung steigt die Höhe des Schmerzensgeldes. Ohne Krankschreibung sind die Chancen auf diesen Schadensersatz als sehr gering anzusehen.
Wichtig zu wissen mit Blick auf mögliche körperliche Folgen eines Schleudertraumas ist, dass Symptome wie Steifheit oder Überempfindlichkeit erst Stunden später auftreten können. Manche Verletzungen sind äußerlich nicht sichtbar und durch bildgebende Verfahren nicht immer zweifelsfrei festzustellen.
In jedem Fall ist es im Hinblick auf Schmerzensgeld elementar, sehr zeitnah nach dem Unfall einen Arzt aufzusuchen. Ein Attest oder Gutachten kann vor Gericht bei einem Prozess rund um Schmerzensgeld eine entscheidende Rolle spielen. Mögliche körperliche Folgen bzw. Beschwerden nach einem Schleudertrauma können sein:
Je nach Schwere und Dauer der Schleudertrauma Symptome werden 5 Grade unterschieden: Von keinen, sehr geringen sowie mittelschweren körperlichen Einschränkungen bis hin zu Frakturen und Lähmungserscheinungen (ggf. in Kombination mit Verletzungen an der Brustwirbelsäule) ist alles möglich. Bei Schweregrad 5 bzw. einem Dauerschaden ist an eine Minderung der Erwerbsfähigkeit zu denken.
Gut zu wissen für Unfallopfer mit Blick auf Schmerzensgeld ist, dass auch psychische Beeinträchtigungen nach einem Schleudertrauma zu Ansprüchen führen können. Auch hier ist es notwendig, sich zeitnah in ärztliche Behandlung zu geben, damit sich ein Zusammenhang zum Unfallgeschehen formal begründen lässt.
Wie ausgeprägt die Symptomatik einer HWS-Distorsion ist, hängt von der Aufprallgeschwindigkeit, der so genannten Differenzgeschwindigkeit und der Sitzposition ab. In der Rechtsprechung spielen für Schmerzensgeld bei einem Schleudertrauma folgende Faktoren eine Rolle:
Nach einer Neuregelung von § 253 BGB sind Ansprüche auf Schmerzensgeld vererblich.
Nutzen Sie als Geschädigter diese Tabelle, um sich je nach Schwere des Traumas der Halswirbelsäule einen Überblick auf die mögliche Höhe des Schmerzensgeldes zu verschaffen. Bedenken Sie aber, dass es sich nur um Richtwerte für Schmerzensgeld bei erlittenem Schleudertrauma handeln kann. Ohne ärztliche Begutachtung und Würdigung aller relevanten Faktoren im eigenen Fall ist es nicht möglich, die Höhe des Schmerzensgeldes nach einem Schleudertrauma aussagekräftig zu beziffern.
Die meisten Unfallopfer haben für 1 bis 2 Wochen leichte Einschränkungen durch ein Schleudertrauma, für die Schmerzensgeld in einem Rahmen von bis zu 500 Euro üblich ist. Bei erheblichen Verletzungen und bleibenden Schäden kann die Höhe des Schmerzensgeldes mitunter eine sechsstellige Höhe einnehmen.
Eine Schmerzensgeldtabelle wie diese ist anhand von Urteilen erstellt worden. Sie können mit Hilfe einzelner Urteile prüfen, für welche Verletzung mit welcher Summe an Schmerzensgeld zu rechnen ist.
Unfallhergang | Verletzung | Schmerzensgeld | Aktenzeichen |
---|---|---|---|
Unverschuldeter Verkehrsunfall | leichtes Schleudertrauma | 500 Euro | Oberlandesgericht Saarbrücken, Az. 3 U 144/03 |
Motorradfahrer wird von Auto angefahren | Innenmeniskusriss | 1.000 Euro | Landgericht Essen, Az. 12 O 170/02 |
Unverschuldeter Verkehrsunfall | Schleudertrauma 1. Grades, Folge: chronifizierte Depressionen | 10.000 Euro | Oberlandesgericht Düsseldorf, Az. I-1 U 159/14 |
Schwerer, mitverschuldeter Motorradunfall | Mehrere Brüche im Beinbereich, geringgradige Hirnblutung | 25.000 Euro, abzgl. 40 % wegen Mitverschuldens | Oberlandesgericht Naumburg, Az. 12 U 58/15 |
Familienvater gerät unverschuldet in grob fahrlässigen Verkehrsunfall | Schweres Schleudertrauma, Wachkoma, künstliche Ernährung notwendig | 500.000 Euro | Oberlandesgericht Oldenburg, Az. 15 U 50/14 |
Beifahrerin in schwerem Verkehrsunfall | Schädel-Hirn-Trauma 3. Grades mit Hirnblutungen, Folge: schwere sprachliche und körperliche Behinderung | 430.000 Euro | Landgericht Hamburg, Az. 302 O 192/08 |
Quelle: Deutsches Anwaltsregister (DAWR)
Wenn Sie unschuldig in einen Verkehrsunfall verwickelt worden sind, sollten Sie sich für die anstehende Schadensabwicklung an einen unabhängigen Kfz Gutachter wie Gabriel Raiolo wenden. Durch sein Netzwerk an erfahrenen Fachanwälten können Sie abgesehen von der Regulierung des Sachschadens auch Ihren Ansprüchen auf Schmerzensgeld in Folge eines HWS-Traumas oder anderer Verletzungen nachgehen. In jedem Fall ist es wichtig, auf Kosten der gegnerischen Versicherung Rechtsbeistand hinzuzuziehen. Nur so können Sie bei einer zivilrechtlichen Auseinandersetzung Ihre Ansprüche auf Schmerzensgeld bei einem Schleudertrauma konsequent durchsetzen.
Bei einem heftigen Aufprall und dem Gefühl, ein Schleudertrauma womöglich erlitten zu haben, sollten Sie sehr zeitnah nach dem Unfall einen Arzt aufsuchen und ein komplettes Röntgen der Wirbelsäule anfertigen lassen. In Abhängigkeit von der Schwere der Verletzung können weitere bildgebende Verfahren die Aussagekraft erhöhen. Je früher Sie aktiv werden, desto besser können Sie sich mit Blick auf mögliche spätere gesundheitliche Beeinträchtigungen absichern.
Die oben angeführte Schmerzensgeldtabelle zeigt, in welcher Höhe Schadensersatz bei eigener Unschuld möglich ist. Bei Teilschuld sieht die Lage allerdings anders aus, der Anspruch auf Schmerzensgeld fällt dann bei einem Schleudertrauma oder weiteren Verletzungen geringer aus. Ein Anwalt aus dem Bereich Verkehrsrecht oder Medizinrecht wird Sie über alle ergreifbaren Optionen je nach Verschuldensgrad informieren können.
Um Schmerzensgeld nach einem Schleudertrauma erhalten zu können, spielt die Erheblichkeit der Verletzungen eine Schlüsselrolle. Vor Gericht können Kläger mit ihren Forderungen nach Schmerzensgeld scheitern, wenn die Verletzung unerheblich oder nicht nachweisbar ist. In diesem Fall ist von der so genannten Harmlosigkeitsgrenze bei einem Schleudertrauma die Rede. Sie sollten allerdings beachten, dass die Übergänge fließend sind und in jedem Fall anders verlaufen können!
Die Harmlosigkeitsgrenze geht u.a. auf diverse Crashversuche zurück (z. B. vom Ingenieurbüro Schimmelpfennig und Becke). Lange galt die Auffassung, dass ein Geschwindigkeitsunterschied von weniger als 10 km/h nicht zu einem Schleudertrauma führen könne. Dem widerspricht aber ein wegweisendes Urteil des Bundesgerichtshofes (BGH) aus dem Jahr 2003: Demnach ist die Harmlosigkeitsgrenze nicht exakt an Geschwindigkeiten zu bemessen. Im Mittelpunkt steht die Überzeugungsbildung des Tatrichters gemäß § 286 Zivilprozessordnung (ZPO).
Grundsätzlich sind die Ansprüche in puncto Schleudertrauma und Schmerzensgeld in den Nachbarländern Österreich und Schweiz sehr ähnlich geregelt. Wie auch in Deutschland sind immer die Faktoren im Einzelfall zu würdigen, falls Sie bei einem Unfall abgesehen vom Schäden am Auto ein Schleudertrauma erleiden.
In Österreich lautet der juristisch korrekte Fachbegriff „Schmerzengeld“. Ansprüche auf Schadenersatz leiten sich in Österreich aus § 1325 des Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuches (ABGB) ab.
Im Schweizer Recht ist im juristischen Sinne von „Genugtuung“ die Rede. In Artikel 47 des maßgeblichen Obligationsrechts als Bestandteil des Zivilgesetzbuches heißt es, Opfern als Genugtuung eine angemessene Geldsumme zuzusprechen.
Schmerzensgeldtabellen zu Schleudertraumata und anderen Verletzungen sind letztlich nichts anderes als eine Zusammenfassung von Urteilen. Wenn Sie einen Schweregrad zugeteilt bekommen oder eine konkrete Diagnose erhalten, können Sie solche Urteile als Referenz für Schmerzensgeld heranziehen.
Das Landgericht Hamburg hat 1992 einem Kläger beispielsweise 500 Euro Schmerzensgeld für ein Schleudertrauma des Schweregrades II zugewiesen. Das LG München gewährte 1994 hingegen 250 Euro Schmerzensgeld für ein leichtes Schleudertrauma (8-tägige Arbeitsunfähigkeit). In einem anderem Urteil kam das LG München zu 2.500 Euro Schmerzensgeldanspruch für eine dauerhafte Minderung der Erwerbsfähigkeit von 10%.
Von großer Bedeutung ist das oben bereits angesprochene Urteil des BGH (Aktenzeichen VI ZR 139/02). Es besagt, dass die Harmlosigkeitsgrenze anders als etwa die Bagatellgrenze nicht völlig starr an Stundenkilometern festzumachen ist. Sie erkennen hieran, dass bei Schmerzensgeld eine außergerichtliche Einigung schwer zu erreichen ist.
Die tatrichterliche Überzeugungsbildung kann auch ohne eindeutigen bildgebenden Beweis bei einem Schleudertrauma möglich sein, wenn ein zeitlicher und auch kausaler Zusammenhang zwischen Beschwerden und Unfallgeschehen vorliegt. Das geht aus einem weiteren wichtigen Urteil des Bundesgerichtshofes in Bezug auf Schmerzensgeld hervor (Aktenzeichen VI ZR 435/19).
Interessant mit Blick auf mögliche psychische Folgen eines Schleudertraumas ist ein Urteil des OLG Düsseldorf aus dem Jahr 2015 (Az. I-1 U 159/14). In Folge eines Unfalls durch sorgfaltswidriges Überholen wurden der Klägerin 10.000 Euro Schmerzensgeld wegen eines HWS-Distorsion 1. Grades und chronifizierten Despressionen zugesprochen.
Ein heftiger Aufprall mit großem Geschwindigkeitsunterschied sollte Sie nach einem unverschuldeten Unfall dazu verlassen, nicht nur an einen Sachschaden zu denken: Spüren Sie sofort, dass Sie sich im Nackenbereich verletzt haben, sollten Sie zeitnah einen Arzt aufsuchen und die Schadensregulierung in die erfahrenen Hände eines unabhängigen Gutachterbüros legen. Anwälte aus dessen Netzwerk unterstützen Sie dabei, mögliche Ansprüche auf Schmerzensgeld bei erlittenem Schleudertrauma zu prüfen und sodann konsequent gegenüber dem Unfallgegner einzufordern.
Nutzen Sie nach einem unverschuldeten Unfall die Notfall-Hotline, um sich sofort professionelle Hilfe für die anstehende Schadensregulierung zu sichern. Kosten für Gutachten und einen Anwalt hat die Haftpflichtversicherung des Unfallverursachers zu tragen! Mit einem leistungsstarken Netzwerk können Sie Schmerzensgeld für ein erlittenes Schleudertrauma einfordern. Sie sind auf der Suche nach einem Kfz-Gutachter in Hamburg? Sie haben ihn soeben gefunden.
Kontakt
Kfz Gutachter und
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Gabriel Raiolo
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